Im neuen Jahr stehen wieder viele Entscheidungen an, dieses Jahr wird unter einem bestimmten Zeichen stehen oder dieses Jahr wird etwas nicht begangen, was in vergangnen Tagen zum Laster wurde. So wird gedacht. So wird Kategorisiert.
Ein Gutteil der Menschen nimmt sich zwei Zeitperioden, auf die sie achten: Der Tag und das Jahr. Wenn es einen „mainstream“ im Besitz einer eingeschränkten Perspektive auf die Zeit gibt, dann wäre es dieser Tag-Jahr-Fokus. Der Tag, als solcher auf die Sonne angewiesen, diskriminiert die Nacht. Die Zeit der Sonne ist der Tag, die Zeit der Sterne die Nacht und die Gesammtzeit einer Periode aus beiden schluckt zugunsten des Tages die Nacht, indem der Tag einfach der dominante Oberbegriff wird. Daraus ist eine mehrheitliche liebe Lebender Menschen zum Licht ersichtlich, berechtigt durch unsere eingestandene Abhängigkeit. Und, was hast Du morgen vor? Das auf den Tag bezogene „morgen“ versinnbildlicht den Beginn etwas neuem und indoktriniert den Morgen als Periode des Neubeginns – der nüchtern deffiniert eigentlich Nachts vollzogen wird, dann wenn es keiner merkt und es keine Schwierigkeiten mit sich bringt. Manchmal lebt man in den Tag, manchmal will man aber an einem bestimmten Datum eine vollends abgeschlossene Handlung vollziehen, statistisch belegt mehrheitlich während die Sonne scheint.
Das Jahr, ein Umlauf der Erde um die Sonne, besteht zwar aus 12 Monaten, die werden jedoch nur von gemeinhin als obskur bezeichneten Zeitgenossen oder Mystikern beachtet. Das Jahr ist wie der Tag von der Sonne abhängig, der Mond, als Objekt der Nacht und Gegensinnbild, wird verdrängt. Wer denkt schon in Monaten? Man fasst Pläne übers Jahr, anders würde man als engstirnig und beschränkt bezeichnet, da man doch den Überblick verliere.
Der Tag als Aktionsraum stört nicht, da er es ermöglicht Thermine zu fassen. Die Periode ist auch nicht lang genug um in unsere langfristigen Planungen verwoben Probleme zu verursachen. Das Jahr hingegen schafft immaginäre Scheingrenzen, die Jahreswechsel. An diesen vergeuden die meisten Menschen zu viele Gedanken, wiegen ihn, wenn auch nur unterbewusst, zu gewichtig. Er wird mentale Grenze und lässt uns nicht los.
In gewisser Weise schränkt der Jahreswechsel unsere Übersicht über das große Ganze ein, woraus auch immer es besteht. Er legt den „großen Trott“ fest, eine sich immer wiederholende Periode, in der zwar jedesmal die Chance besteht etwas zu ändern, wenn der Vorsatz zum Jahreswechsel gefasst wird, aber wer ändert schon was auf dauer? Meistens bedeutet das Jahr an sich, dass Dinge aus vergangenen Jahren wiederholt werden. So fängt sich der Mensch in einem Konstrukt der Zeit.
Dahingehend ist der Monat zum Beispiel in der Arbeitswelt nicht unerheblich, aber lange nicht so gefährlich, denn was man schon vor so langer Zeit wie einem Jahr getan hat, kann man doch ruhig wiederholen. Stillstand.
Das uferlose unbegreifliche Vortschreiten der Zeit wird durch die Zeiteinteilung fassbar, aber auch noch weniger greifbar.
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